............... Eingequetscht zwischen lauter dicken Bäuchen und Rucksäcken betrachtete Lissi, während sie darauf wartete, dass die Führung begann, enttäuscht das kleine Schlösschen. Dabei fiel ihr Blick auf eines der Fenster im oberen Stockwerk.

Stand da nicht jemand hinter den Jalousien? Erst dachte sie, es sei ein Tourist. Aber dann erkannte sie ihn. Das Blut gefror ihr in den Adern, denn die Gestalt sah aus wie auf den Andenken! Schnell hob sie ihr Lesezeichen in die Höhe, um die Gesichter zu vergleichen, aber als sie wieder hinaufschaute, war die Erscheinung verschwunden.
War das ein Zeichen? Sollte sie ihrer Mama Bescheid sagen?
Aber fast im gleichen Moment wusste sie: Es war ihr Abenteuer, nur für sie bestimmt. Mit ihrer Mama würde sie niemals eine andere Welt betreten können. Das spürte sie ganz deutlich. Allein oder gar nicht!

Sie atmete tief durch, so wie sie es auch auf dem Rummel vor einer Achterbahnfahrt oder dem Geisterhaus tat. „Nur nichts anmerken lassen“, dachte sie, denn sie kannte ihre Mama! Die würde sich ihr an die Fersen heften, und ihr Papa würde versuchen, beide davon abzuhalten, etwas Unüberlegtes zu tun.

Ein Summen ertönte und die Gruppe drängelte ins Schloss. Sie versammelten sich um ein kleines Reiterstandbild, dass in der Mitte der marmornen Eingangshalle auf einem Sockel stand. Wieder verglich Lissi die Gesichter. Ihre Mama aber flüsterte ihr ins Ohr: „Das ist nicht Ludwig, der Märchenkönig, sondern Ludwig der XIV von Frankreich, auch Sonnenkönig genannt. Der Märchenkönig war ein echter Fan des Sonnenkönigs. Schau!“, ihr Finger zeigte zur Decke, an der eine goldene Sonne mit spitzen Strahlen klebte. „Das Zeichen....“ sie verstummte mitten im Satz, denn die Schlossführerin schaute schon ganz böse zu ihnen hinüber.

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